Novel

The chapter below named “Ashton” is an abstract of my novel which I´ve once commenced to write. As it´s very likely that I will not finish the novel, at least I want to share that abstract.

The novel is (or was) intended to be written in German, my native language. I recognized that I´m not able to rewrite it to English. Therefore, if you´re not familiar with German, please insert the below to Google Translate or similar.


Ashton

Eigentlich sind fünf Wochen ein guter Zeitraum für meinen Aufenthalt. Am liebsten wäre es mir jetzt für zwei bis drei Wochen Ruhe zu haben und dann jemanden kennen zu lernen mit dem ich mich gut verstehe. Am besten natürlich jemanden vom anderen Geschlecht. Hier in Ubud gibt es eine Vielzahl an Cafés in denen sich bestimmt noch weitere Menschen außer mir rumtreiben. Es ist also nicht ganz unwahrscheinlich in den nächsten fünf Wochen jemanden zu treffen mit dem es passen könnte.

Aber keine Eile denke ich mir. Auf Bali wird Stress klein geschrieben und schließlich will ich ja tief in die lokale Kultur eintauchen. Heißt konkret: Weg mit der Hetze und her mit der Lässigkeit. Jetzt mal alle Regler bis zum Anschlag auf Entschleunigung. Jetzt mal für ein paar Wochen in den Alles Egal-Modus mit dem extra angebrachten Hebel für das “Ich muss hier gar nichts erreichen” – Schaltgetriebe wechseln. Man muss sich ja nicht gleich mit Drogen abschießen. Aber ein bisschen was von der Droge Entschleunigung, wo bitte, wenn nicht hier.

Ich bin zu Fuß auf dem Weg ins Katana. Es liegt direkt an einer der zwei parallelen Hauptstraßen von Ubud. Der Verkehr wird mir dabei helfen runterzukommen. Nichts entspannt mich nämlich mehr wie anderen Menschen dabei zuzuschauen wie sie sich bewegen während man selber ganz still dasitzt. Zudem verfügt das Katana über zwei Stockwerke. Und ich werde es mir nicht nehmen lassen mich ins Obere zu setzen. Ein besserer Ausblick ist garantiert und die Motorengeräusche kommen etwas abgedämpfter daher. Perfekte Zutaten also für meine anstehende Entspannungs- und Entschleunigungsphase. Wo werde ich Ruhe finden, wenn nicht im Katana, denke ich mir und durchschreite den Außenbereich des Cafe´s bis hin zu der kleinen Wendeltreppe auf der anderen Seite. Die kleinen Bambusholzstufen knarzen nur ein wenig als ich mich Stufe für Stufe in Richtung zweite Etage begebe. Ich bin ganz langsam nach oben gegangen, nicht gehastet, aber noch blendet mich ein wenig die Sonne, sodass ich die Dachterrasse nicht vollständig erblicken kann. Noch zwei gemächliche Schritte nach vorn.

Plötzlich bleibt alles in mir stehen. Da sitzt sie. Gute drei Meter von mir entfernt, den Kopf über ein Buch geneigt. Wenn sie aufblicken würde, würde sie mich sehen. Ihre Front ist mir zugeneigt. Ich erblicke die schönste Frau auf ganz Bali. Die Frau, die ich eigentlich erst in zwei bis drei Wochen treffen wollte, um vorher etwas Ruhe zu haben. Verdammt. So schnell können zwei bis drei Wochen vergehen. Entweder das Schicksal spielt mir hier gerade einen Streich oder es meint es gut mit mir. Auf jeden Fall habe ich jetzt ein Problem. Denn sie ist es. Ich könnte jetzt gehen und jedes andere Café hier in Ubud aufsuchen. Aber ich weiß, dass ich die Ausstrahlung, welche von ihr ausgeht, hier so nicht mehr finden werde. Ab jetzt würde ich alle weiteren Bekanntschaften an ihr messen. Mit ihr vergleichen. Ab jetzt bin ich offiziell in Schwierigkeiten. Denn ich bin keineswegs darauf vorbereitet, dass der erste Besuch meines ersten Cafés in Ubud sofort zur Bewährungsprobe wird. Wie gerne hätte ich jetzt hier ganz entspannt etwas Tee getrunken und den vorbeifahrenden Motorrollern gelauscht. Damit ist es schon vorbei bevor es begonnen hat. Denn ich werde meinen Blick nicht mehr von ihr abwenden können. Im normalen Schritt habe ich mich unbemerkt an ihr vorbeigeschlichen und sitze nun im 90 Grad Winkel auf der anderen Seite des Ganges der Dachterrasse an einem der kleinen Tische. Sie hat mich nicht bemerkt, was ich als Vorteil sehe. Denn ich habe keine Ahnung was ich machen soll. Erst mal ruhig hier hinsetzen scheint mir eine gute Zwischenmaßnahme. Tee bestellen, ja gerne, bitte, danke, kriege ich alles hin, angenehmer Service, der Tee schmeckt gut und mein Schädel rotiert. Sie ist noch immer in ihr Buch vertieft. Sie scheint sich für nichts zu interessieren was um sie herum passiert. Das kann ich ja dann für sie übernehmen und ihr leise ins Ohr flüstern, denke ich. Auf der anderen Seite ist es jetzt das Wichtigste keinen Fehler zu machen. Warum sitzt diese unbegreiflich schöne Frau hier alleine auf dieser Dachterrasse? Kann mal jemand den Schalter von „Teilchenbeschleuniger“ auf “Normalität” umlegen und ihr Freund kommt von der Toilette und setzt sich wieder neben sie? Dann könnte ich zumindest gedanklich Feierabend machen. Ich schaue mich um. Da kommt niemand. Ich sehe sie an. Sie könnte die Freundin von Ashton Kutcher sein. Bzw. wenn Ashton Kutcher sie als Freundin ablehne würde dann würde ich ihm das Wort “Idiot” mitten ins Gesicht sagen. Das würde passen, er und sie, diese wunderschöne Frau, dieser sympathische, witzige und attraktive Mann, niemand würde diese Beziehung zwischen ihr und ihm in Frage stellen. Alles wäre normal, wenn Ashton jetzt von der Toilette käme und sich neben sie setzte.

Aber Ashton kommt nicht. Ich werde heute kein Wort mit ihr sprechen. Mir geht das alles viel zu schnell. Wie gut der Tee doch schmeckt und wie angenehm man von hier oben nach unten gucken kann. Alles nur Fassade. Mein Gehirn legt eine Karussellfahrt nach der anderen hin. Meine Gedanken rasen. Ich sehne mich nach Normalität.

Und endlich, back to the real life, es war sonnenklar, vom Inneren des überdachten Bereiches der Dachterrasse, ein Mann, er nähert sich langsam ihrem Tisch, das Gespräch beginnt. Starke Latino-Mentalität, langes, leicht gelocktes Haar, südamerikanisches Flair, dieser Mensch ist zum Gewinnen geboren. Gut, dass er sie anspricht, gegen ihn habe ich sowieso keine Chance. Weiße dünne Arme sollten gegen ihn überhaupt nicht erst in die Schlacht ziehen. Ich bekomme nicht wirklich mit was die beiden besprechen aber es ist offensichtlich, dass er an ihr interessiert ist. Ich beobachte die beiden. Er lächelt sehr viel. Mindestens 50% davon ist zu viel und daher nicht authentisch, und vor lauter gespieltem Charme scheint er den bekannten Fehler zu begehen: Umso schöner die Frau, umso mehr Blödsinn redet Mann, umso mehr verstellt sich Mann, da Mann ja jetzt in dieser Situation zu 100% cool, witzig und interessant erscheinen muss um überhaupt auch nur in die Nähe des Wahrnehmungsbereiches dieser einzigartigen und außerordentlich attraktiven High-Class-Frau zu kommen. Die vor mir sitzende Frau ist die unangefochtene und konkurrenzlose, nicht zur Frage stehende Nummer 10. Keine Diskussion. Ich sehe sie an. Kein Fehler. Kein Makel. Also das perfekte Minenfeld für Mann sich komplett zu verstellen, Blödsinn zu reden und komisch daherzukommen. Sie könnte jeden Verehrer mit einem gezielten Blick ermorden. Der Latino steht noch, lebt noch, aber tatsächlich erfolgt jetzt doch die Verabschiedung, er zieht sich zurück. Kein Zweifel, dass sie sich nett unterhalten haben, aber das war´s dann auch. Jetzt kann ich ihn irgendwie schon nicht mehr als Feind betrachten. Sie widmet sich wieder ihrem Buch.

Jetzt vielleicht doch einfach Mal rübergehen? Hat sie Lust auf eine zweite Unterhaltung nachdem die erste im Sande verlaufen ist? Nein, denke ich mir. Ich bleibe sitzen. Mir fehlen der Mut sowie der Drang jetzt wirklich zu ihr hinzugehen. Du darfst alles machen, aber begehe bloß keinen Fehler, sage ich leise zu mir. Ich habe nicht die geringste Ahnung was ich zu ihr sagen soll. Wenn sie mich in dem Zustand, den ich gerade präsentiere, wahrnimmt und sie auch nur den geringsten Selbstzweifel an mir erkennt, dann erschießt sie mich mit einem freundlich-gespielten “Nice to meet you” und ich bin tot. Verpiss dich und lass mich in Ruhe lesen.

Plötzlich klappt sie ihr Buch zu und fängt an ihre Sachen einzuräumen. Ich weiß nicht, wie lange sie schon hier gesessen hat bevor ich die Dachterrasse betreten habe. Aber so konzentriert wie sie sich ihrem Buch gewidmet hat wäre es verwunderlich, wenn sie daran interessiert wäre Zeit zu vergeuden. Sie ist fertig mit Lesen und wird dieses Café in wenigen Minuten verlassen. Alles läuft nach ihrem Plan. Sie hat mich in keiner einzigen Sekunde registriert und aus irgendeinem mir nicht erklärbaren Grund werte ich das für mich nicht als Nachteil. Schnell bezahlen, Servicekraft anlächeln, Handtasche, Aufstehen, Blick zur Treppe und sie verschwindet in der sich rechtsdrehenden Wendeltreppe auf den Weg nach unten. So schnell wie die Situation vor einer halben Stunde entstanden ist, so schnell hat sie sich gerade in Luft aufgelöst. Wie viele Runden Karussell bin ich eben eigentlich gefahren? Mein Tee ist leer.

Drei Tage später

Auf ins Katana. Ich muss sie wiedersehen. Irgendwie rechne ich damit, dass sie heute im Café sein wird. Woher ich diese Gewissheit nehme ist mir völlig ungewiss. Ich habe keine Ahnung wie lange sie schon auf Bali ist und ob sie nicht doch längst abgereist ist. Aber ich stelle mich gedanklich schon mal darauf ein sie heute wieder zu sehen. Denn als ich sie das erste Mal so urplötzlich gesehen habe, habe ich kein Wort herausgebracht. Was den Druck, sie heute anzusprechen, natürlich nicht senkt. Denn wenn ich sie heute sehe dann wird es schwierig mir eine weitere Ausrede einfallen zu lassen sie nicht anzusprechen. Ich muss mit ihr reden.

Ich habe das Katana erreicht und gehe meinen bekannten Weg. Einmal durch den Außenbereich und die Wendeltreppe hinauf. Oben angelangt wissen meine Augen in welche Richtung sie blicken müssen. Aber sie ist nicht da. Wieder gehen? Nein. Es ist später Nachmittag. Normale Café-Zeit. Ich bleibe. Ich begebe mich in den überdachten Bereich und suche mir einen Platz im hinteren Bereich des Cafés. Da, wo die vielen Sitzkissen liegen. Schön hier. Den Außengang der Dachterrasse habe ich bestens im Blick. Hier warte ich jetzt auf dich, denke ich mir in meiner Naivität, ohne die Möglichkeit in den Raum zu stellen, dass sie die Insel mittlerweile längst verlassen haben könnte. Die lockere Atmosphäre im Inneren des Cafés lässt mich glücklicherweise in einen angenehmen Ruhezustand gleiten. Gut so. Ich entspanne mich. Das ist mein Café. Das ist meine Insel. Ich fühle mich wohl. Immerhin muss ich ja auch noch keine kriegsentscheidenden Entscheidungen treffen. Ich sitze hier nur aus einem einzigen Grund. Aber mein Grund ist nicht da. Für mich gibt es nichts zu tun. Perfekt also um mir etwas zum Essen zu bestellen. Moment Mal, habe ich nicht eben erst im Hotel gefrühstückt? Das ist in der Tat noch nicht allzu lange her. Mir fällt plötzlich beim besten Willen nicht ein, mit welchem Begriff man eine Hauptmahlzeit am späten Nachmittag bezeichnen könnte. Einmal Dunch, bitte. Wie, schon Zeit für Linner? Ich werde immer entspannter.

Die Dachterrasse ist zur Hälfte besetzt. Und plötzlich, meine Rechnung geht auf. Ich sehe sie. Plötzlich ist sie wieder da. Die Wendeltreppe hinter sich gelassen marschiert sie zielsicher auf den kleinen Tisch zu an dem ich sie vor ein paar Tagen das erste Mal gesehen habe. Sie ist es tatsächlich. Gut für mich, dass ich so versteckt im hinteren Teil des Cafés sitze. Hier kann mir nichts passieren und von hier aus kann ich auf jeden Fall auch keinen Fehler begehen. Die Bestellung für meine Kartoffeln habe ich eben erst aufgegeben. Jetzt erstmal in Ruhe, d. H. mit rasenden Gedanken etwas essen und dann schauen wie sich die Situation entwickelt. Mein Essen ist noch nicht da und ich habe nichts zu tun außer sie von hier hinten aus zu beobachten. Mir fällt in diesem Moment langsam auf, dass mir die Ablenkungen, sie nicht anzusprechen, jetzt allmählich ausgehen. Ich schaue geradeaus in ihre Richtung. Sie nimmt mich in keiner Weise wahr. Sie ist wieder mit ihrem Buch beschäftigt. Alles läuft nach ihrem Plan. Ich beobachte sie noch immer. Spüre mittlerweile ziemlich intensiv, dass ich langsam aber sicher keine Wahl mehr habe. Der Weg zu ihr ist frei. Die Menschen im Café sind überwiegend mit sich selbst beschäftigt oder unterhalten sich mit ihren Gesprächspartnern. Aber natürlich wird mich jeder sehen, wenn ich jetzt gleich zu ihr hinübergehe. Vielleicht doch lieber hierbleiben und erstmal in Ruhe essen. Dann mal sehen.

Sehen, ja. Ich sehe sie. Sie ist wunderschön. Es ist schön sie zu sehen. Ich spüre so eine unglaublich tiefe Angst in mir drin. Angst, es zu vermasseln. Sie ist es. Angst, im Unbekannten zu sterben. Ich will leben. Mein Stresspegel wird sich weiter erhöhen, unabhängig davon, was jetzt gleich passiert. Wenn ich hier sitzen bleibe, wird die Stimme, die mir sagt, dass ich rübergehen muss, keine Ruhe geben. Wenn ich rübergehe, habe ich momentan das Gefühl, dass ich in zwei Minuten nicht mehr auf diesem Planeten weilen werde. Ich will leben. Wird mein Kontrollzwang siegen? Warum bin ich nicht einfach im Hotel geblieben und habe mich an den Pool gelegt?

Das Pendel zwischen Ja und Nein hat sich mittlerweile ziemlich stark in Bewegung gesetzt. Für ein paar Sekunden scheint es, dass ich tatsächlich in der Lage bin aufzustehen und zu ihr zu gehen nur um dann im nächsten Moment festzustellen, wie neugierig ich bin wie denn die Kartoffeln so schmecken dir mir gleich an den Tisch gebracht werden. Ich kann doch jetzt hier nicht weggehen. Ich schaue sie an. Selbst aus dieser Entfernung nehme ich ihre anziehende Kombination aus Ruhe und Aktivität wahr. Sie ist beruhigend und aufregend zugleich. Sie ist es. Warum habe ich eigentlich 800 Euro für diesen Flug bezahlt? Um Kartoffeln zu essen?

Hier auf der Dachterrasse schwingen jetzt mehrere Pendel. Ich bin nicht allein. Doch. Außer mir nur Pendel. Überall. Wie Zeiger an der Uhr. Zeiger, die mich warnen, dass meine Zeit auf diesem Planeten endlich ist.

Plötzlich steh ich auf. Das war’s. Ich bin so entschlossen aufgestanden, dass es ziemlich peinlich wirken würde, wenn ich mich einfach wieder hinsetzen würde. Ich entferne mich von meinem Platz und gehe durch den Innenbereich. Hier knallt’s jetzt gleich, und zwar gewaltig. Sehr wahrscheinlich, dass mich gleich alle Café-Gäste umzingeln werden um mich von der Dachterrasse zu werfen, da sie mitbekommen werden wie ich diese wunderschöne Frau belästige und sie in ihrem wohlverdienten Lesefluss unterbreche. Wer weiß aus welcher Welt ich sie jetzt herausreiße. Wie kannst du es wagen, wird man mir beim Flug nach unten dann hinterherrufen. Du siehst doch, dass sie ihre Ruhe haben will. Wenn ich jetzt gleich sterbe dann soll es so gewesen sein. Ich hätte mich sowieso umbringen müssen, wenn ich nicht aufgestanden wäre. Sie ist es. Ich habe den Innenbereich verlassen und den Gang erreicht. Ihr Tisch ist keine zwei Meter mehr entfernt. Freie Sicht. Keine Servicekraft mehr im Weg. Der letzte Schritt.

“Entschuldigung, ich sitze im hinteren Bereich des Cafés und habe gesehen, dass du hier sitzt, was liest du denn da?”

Alles steht still. Ich bin tot. Ich spüre bereits wie ich von der Dachterrasse fliege. Vielleicht nimmt sie nun auch ihr Buch und donnert es mir mit voller Wucht an meinen Kopf. Habe ich dir vor ein paar Tagen nicht eindeutig signalisiert, dass ich kein Interesse daran habe mich zu unterhalten? Meine Körperzellen schwimmen in Adrenalin. „Ich habe gesehen, dass du hier sitzt.” Aus welcher Intelligenz-Ecke meines Gehirns ich diese Worte genommen habe kann ich unter der Erde analysieren. The End is near.

“Ach, das ist lediglich eine Sammlung von Essays über neuzeitige Entwicklungen in der Psychologie. Aber der Autor ist ganz gut.”, höre ich eine Stimme sagen.

Langsam erwache ich aus meinem Kurzzeit-Delirium. Wer da gerade gesprochen hat, war sie.

Wahnsinn, ich stehe ja immer noch hier. Ich bin ja gar nicht tot. Ich werde nicht hinuntergeworfen. Sie wird wahrscheinlich nicht verstanden haben, was ich da eben zu ihr vor mich hingemurmelt habe, denn sonst hätte mich ja längst einer von den anderen Café-Gästen angegriffen. Schnell eine zweite Frage hinterher, bevor jemand mitbekommt, was hier passiert. Kurze Antwort, aber etwas länger als die erste. Dritte Frage. Dritte Antwort. Jetzt mal zwei Sätze über mich. Rückfrage. Rückfrage? Wieso stellt sie eine Rückfrage? Hochnervöse kurze Antwort. Zweite Rückfrage. Hochnervöse kurze Antwort anscheinend halbwegs kompetent rübergebracht. Dritte Rückfrage. Was ist hier denn los? Längere Antwort. Wir reden. Miteinander. Ich lebe. Unglaublich. Gesprächsfluss. Keine wirkliche Pause. Mehr von mir. Mehr von ihr. Wo ist Ashton? Reden über das Buch, kurz gegenseitig bestätigen, dass wir uns beide auf Bali befinden, wie lange schon, was ist’s hier schön, ja in der Tat und besonders, wenn man überlebt. Es sind jetzt tatsächlich einige Minuten vergangen als eine Servicekraft plötzlich an mich herantritt. “Deine Kartoffeln sind gleich fertig, soll ich die an deinen Platz bringen oder hier draußen hin?” “An meinen Platz, ich komme gleich rein”. Verdammt, meine Kartoffeln. Ich darf jetzt auf keinen Fall von hier weg. Die Servicekraft verschwindet wieder. Wir reden schnurstracks weiter. Keine Pause. Gesprächsfluss. Wir reden miteinander. Ein echtes Gespräch. Minuten vergehen. “Deine Kartoffeln sind fertig”. Die Servicekraft steht wieder neben mir. “Kommst du jetzt rein?” “Ja, klar”, sage ich leise, schreie innerlich laut Nein, und drehe mich langsam zur Seite weg um der Servicekraft zu folgen. “Du kannst dein Essen auch mit nach draußen bringen und hier bei mir am Tisch essen”, höre ich sie sagen. Ashton?

Je mehr ich mit Lin rede, desto mehr legt sich meine Nervosität. Desto mehr komme ich wieder in einen Normalzustand. Anscheinend bin ich mittlerweile sogar in der Lage ein paar Scherze zu machen, denn Lin hat in der vergangenen halben Stunde ein paar Mal ernsthaft gelacht. Sie hat ihre berufliche Auszeit erwähnt. Nach Bali will sie in ein Yoga Retreat nach Indien. Sie war dort bereits ein paar Male, kenne die Trainer gut, sie fühle sich da wohl. Yoga. Ihre große Leidenschaft. Daher wohl ihre umwerfende Figur. Ich schaue sie an. Sie ist perfekt. Das sage ich ihr natürlich nicht so direkt. Ich bin froh, wieder einigermaßen Kontrolle über meine Gedanken zu erhalten. Die anfängliche Todesangst hat sich mittlerweile gelegt. Irgendwie gibt es gerade gar keinen Grund mehr ängstlich zu sein. Vielleicht liegt´s an Lin´s doch sehr lockeren Art. Aus irgendeinem Grund den ich mir momentan nicht wirklich erklären kann scheint sich Lin wirklich für unser Gespräch zu interessieren. Falls mir jetzt kleinere Fehler passieren sollten, habe ich wahrscheinlich bereits genügend Vorleistung erbracht um diese zu kaschieren. Das gibt mir Mut und Zuversicht, denn ich habe noch keine Ahnung wie das hier weitergeht. Was ist mein nächster Schritt? Was will ich eigentlich von ihr? Ich kenne sie kaum. Erschlagen von ihrer Schönheit hatte ich keine andere Wahl als sie anzusprechen. Doch diese Gedanken sind jetzt weg. Wir reden miteinander. Was ist mein Ziel? Irgendwie wäre es schön sie wirklich kennenzulernen. In meinem Kopf entsteht das Bild von der Frau nach der ich immer gesucht habe. Das ist der Eindruck, den sie auf mich überträgt. Attraktiv, gebildet, locker drauf und sie lacht über meine Witze. Gute Voraussetzungen für eine Blitz-Hochzeit in Las Vegas. Mit jeder Minute, die in der letzten halben Stunde unseres Gespräches vergangen ist löst sich meine Schockstarre und mit ihr die Frage warum sie sich mit mir unterhält. Ich spüre langsam aber sicher so etwas wie Selbstvertrauen in mir. Warum hat sie den Latino weggeschickt? Warum sitze ich jetzt hier und darf mich mit ihr unterhalten? Ich muss rausfinden, was sie an mir mag.

„Ich würde mal so langsam zurück ins Hotel gehen“, sagt Lin. Es ist jetzt später Nachmittag. Hier auf Bali geht die Sonne relativ früh unter. Eine leichte Abenddunkelheit macht sich bereits bemerkbar. Der Verkehr unten auf der Hauptstraße wird immer lauter. Während unseres Gespräches habe ich Lin davon erzählt, dass ich morgens immer ein paar Runden in dem kleinen Hotelpool schwimme. „Hast du Lust, dich morgen hier wieder zum Mittagessen zu treffen und dann später zusammen etwas Zeit am Pool zu verbringen? Der Bereich ist sehr ruhig und man bekommt vom Straßenlärm nichts mit. Ich glaube dir könnte es dort gefallen.“

„Hört sich gut an.“, sagt Lin.

Ruhe ist immer gut. Besonders für introvertierte Menschen. Lin ist keine, die sich nachts um halb 1 in einer Bar auf den Tisch stellt und laut „Whoop Whoop“ brüllt.

Wir packen unsere Sachen zusammen und bezahlen. Verlassen die obere Etage über die Wendeltreppe. Wir gehen rüber zu der Stelle an der mein Motorroller geparkt ist. „Soll ich dich zum Hotel fahren?“ „Danke, nein, ich will laufen.“

Ihr Hotel ist nicht weit entfernt. Ich glaube, ich habe mich bereits ein bisschen in ihre sportliche Figur verliebt. Mir gefällt sehr, dass sie so aktiv zu sein scheint aber man sich gleichzeitig mit ihr auch in aller Ruhe unterhalten kann. Sie wird viel Erfahrung haben mit Männern. Wenn sie mich nicht zumindest ein kleines bisschen mögen würde dann hätte sie längst einen eleganten Weg gefunden um mich loszuwerden. Irgendwie habe ich nicht mehr das Gefühl, dass ich sie eben im Café belästigt habe. Wir haben uns wirklich gut unterhalten. Das gibt mir Zuversicht, spüre ich, während ich auf meinem Motorroller die nun stark befahrene Hauptstraße zurück in Richtung Hotel fahre. Ich will sie wirklich gerne besser kennenlernen.

Ich biege in die schmale Einfahrt zum Hotel ab. Der Lärm von der Hauptstraße wird immer leiser. Als ich den Motorroller am Hotel abstelle ist er wie immer vollständig verschwunden. Ich bin hier tatsächlich im Paradies. Um mich herum ragen die Palmenblätter. Sie werden begleitet von Tierschreien die ich nicht deuten kann. Wie gerne hätte ich einen kleinen Elefanten als Haustier. Doch momentan begrüßen mich wieder nur die Gekkos, die neben mir am Geländer und über mir über die Steindecke in meine Richtung flitzen und mich zu meiner Apartmenttür begleiten. Wahrscheinlich haben sie lediglich Angst vor mir und ich fehlinterpretiere ihr Weglaufen als Freude mich zu sehen. Wie kann ich diesen Tieren mitteilen, dass ich ihnen niemals etwas Böses tun werde, frage ich mich, während ich die Tür aufschließe. Georg hängt noch immer oben an der Holzdecke. Georg, so habe ich es an meinem ersten Tag genannt, als ich dieses fette Gecko dort oben an der Holzdecke erblickt habe. Es hat seinen Stammplatz gefunden. Ich blicke nach oben. Georg döst vor sich hin. Bewegt sich nicht. Ist friedlich und lässt mich in Ruhe. Ich lasse ihn in Ruhe. Du kannst hier so lange bleiben wie du willst, sage ich gedanklich zu ihm. Ich freue mich, dass du da bist. Eigentlich bin ich ja hier der Eindringling, der es sich in deinem Bambushaus gemütlich macht. Aber ich glaube, wir beide kommen ganz gut miteinander klar.

Ich setze mich auf den Balkon vor meinem Apartment. Vor mir der nicht endlich wirkende Palmenwald. Vorne rechts, in halbweiter Entfernung: Der Pool. Ruhig wie immer. Niemand ist zu sehen. Ich zünde mir eine Zigarette an und nehme auf meinem Stuhl Platz. Schaue in den Palmenwald. Geradeaus. In Gedanken bin ich nur bei ihr.

Das war gut heute. Das hat richtig Spaß gemacht. Genauso weitermachen. Völlig unverkrampft. Völlig natürlich. Ich habe keine Ahnung ob sie außer mir hier auf dieser Insel noch jemanden kennt. Ob sie sich mit jemand anderem trifft. Es ist mir völlig egal. Warum auch hätte ich sie das fragen sollen. Sie hat sich für morgen mit mir verabredet. Das ist das Einzige was jetzt zählt. Der nächste Schritt. Die nächste Chance, unsere junge Zweisamkeit zu vertiefen. Ich bin ein bisschen in sie verliebt. Aber wenn ich sie das jetzt spüren lasse dann wird sie wahrscheinlich gehen. Es ist noch zu früh. Ich glaube, sie hat viel Erfahrung mit Männern. Sie sieht zu gut aus um sich mit Weicheiern abzugeben. Sie will jemanden, der weiß, wo´s langgeht. Sie will Selbstsicherheit, keine Selbstzweifel, keine Diskussionen. Sie will Männlichkeit, Erfahrung und Reife. Wie viel davon werde ich mit meinen weißen dünnen Armen liefern können? Immerhin weiß ich, wo´s langgeht. Zum Pool geht´s lang, und zwar morgen.

Das war gut heute.

Am nächsten Tag

„Wenn du noch zehn Minuten länger gebraucht hättest, dann wäre ich gegangen.“

Erste Warnung für mich. Erste Warnung, dass ich aufpassen muss. Ich darf keinen Fehler machen. Ich spüre, dass ich nachlässig werde. Unser Mittagessen im Katana war gut. Ich gewinne immer mehr Selbstsicherheit. Damit einher kommt nun eine gewisse Arroganz. Irgendwie befinde ich mich schon in der Bonusphase. Ich habe das Ansprechen gestern überlebt. Was will ich noch mehr? Dass wir hier heute zusammen zu Mittag gegessen haben, das hätte ich mir gestern um diese Uhrzeit in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Doch ich werde nachlässig. Nachdem wir unser Mittagessen beendet haben bin ich nochmal kurz zur Toilette gegangen. Bin in zwei Minuten wieder da, habe ich zu Lin gesagt. Ganze zwölf Minuten habe ich mir Zeit gelassen. Lin hat die ganze Zeit vor der Wendeltreppe auf mich gewartet. Wäre sie wirklich gegangen?

„Wärst du wirklich gegangen, wenn ich noch länger auf der Toilette geblieben wäre?“, frage ich Lin, als wir zusammen die Wendeltreppe hinuntergehen.

„Ja“, sagt sie kurz und knapp.

Solch eine Bestimmtheit können sich nur High-Class-Frauen erlauben. In Gedanken schreibe ich mir einen Merkzettel hinter´s Ohr. So eine Frau darf man nicht warten lassen. Ich darf ihr nicht das Gefühl vermitteln, dass sie sich vernachlässigt fühlt. Gleichzeitig darf ich ihr aber auch auf keinen Fall den Eindruck vermitteln, dass sie mit mir machen kann was sie will. Das Problem ist: Natürlich kann sie das. Sie ist die 10. Ich bewege mich auf unbekanntem Terrain. Ab jetzt ist alles ein Experiment. Ich bin bereits weitergekommen als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Wollte ich sie testen und ein bisschen mit ihr spielen und habe mir deswegen so viel Zeit auf der Toilette gelassen? Diesen Warnschuss muss ich ernst nehmen. Wenn ich mich weiter in meiner Selbstsicherheit wiege dann wird sie mich verlassen. Ich neige mich beim Hinuntergehen etwas näher an sie heran. „Entschuldigung, dass ich so lange gebraucht habe. Es war nicht meine Absicht, dich warten zu lassen.“

Lin zwickt mich kurz in die Seite. „Wo steht dein Motorroller?“

Eine Stunde später

„Was magst du lieber, Musik oder Finanzen?“

Wir befinden uns an der Seite des Pools. Lin hat sich gegen die Beckenwand gelehnt und blickt mich an. Ich blicke zurück. Meine Arme sind am Beckenrand abgestützt. Ihr Kopf befindet sich zwischen meinen Armen. Ich schwimme ein paar Zentimeter auf sie zu. Näher an ihr Gesicht heran. Stoße mich wieder ab. Dann wieder näher zu ihr. Und wieder abstoßen. Lin beobachtet mich. Ihr scheint´s zu gefallen. Oder zumindest nicht zu stören.

„Musik“, sage ich.

Eigentlich wäre es besser gewesen, sie raten zu lassen. Vielleicht kann sie mir ja sagen, was mir wirklich wichtig ist im Leben? Jeder Mensch hat doch einen blinden Fleck. Brauchen wir nicht genau deswegen andere Menschen in unserem Leben, um mehr von unserem eigentlichen Ich, von unserem wahren Ich zu erkennen? Ich spüre eine gewisse Vertrautheit zu ihr. Sonst wüsste sie nicht bereits nach zwei Tagen unseres Kennenlernens schon so viel über mich. Es ist wichtig, dass ich mich ihr mitteile. Wenn ich sie kennenlernen will, dann muss sie zuerst mich kennenlernen. Sonst wird sie sich mir gegenüber nicht öffnen. Sie scheint bemerkt zu haben, dass ich ernsthaft an ihr interessiert bin. Sonst wüsste ich nicht bereits nach zwei Tagen unseres Kennenlernens so viel über sie. Wir intensivieren uns immer weiter. Es ist mir mittlerweile unerklärlich, warum ich vor zwei Tagen noch so nervös war. Es ist schön, sie kennenzulernen. Was ich gerade erlebe kenne ich sonst nur aus Fernsehsendungen. Eine Frau und ein Mann befinden sich auf einer traumhaften Insel an einem Hotelpool und lernen sich kennen. Ich schaue mich um. Wir haben den Pool für uns alleine. Ich schaue nach oben. Palmenblätter, 33 Grad Celsius, wolkenloser blauer Himmel. Wie wird diese Geschichte weitergehen? Gleich geht´s weiter. Nach der Werbung.

Aber hier kommt keine Werbung. Dieses Paradies ist real. Noch immer blicke ich Lin tief in die Augen, als ich näher zu ihrem Gesicht heranschwimme und mich dann mit den Armen wieder vom Beckenrand abstoße. Leichte Schwimmbewegungen. Kein Stress. Keine Hektik. Runterkommen. Ausatmen. Leben.

Früher Abend

Es ist noch hell, als wir uns auf die Terrasse vor meinem Apartment setzen. Wir sind genau am richtigen Ort. Falls man irgendetwas hier in Ubud als Trubel bezeichnen würde, dann haben wir nun sogar diesen weit hinter uns gelassen. Dafür liegt das Hotel viel zu perfekt gelegen zwischen den beiden Hauptverkehrsstraßen. Von dem Verkehr auf den Straßen hat man hier noch nie etwas mitbekommen und angesichts der Tatsache, dass ich von meiner Terrasse über 50 Meter weit schauen kann bis die hintersten Palmen schließlich meine weitere Sicht versperren, hätten wir keinen entspannteren Ort, welcher zu Fuß zu erreichen ist, finden können. Lin hat sich auf die kleine Bank mit dem Rücken zur Apartmentwand gesetzt. Ich sitze quer auf dem Holzgeländer der Terrasse und kann sie direkt anblicken, wenn ich den Kopf leicht nach rechts bewege. So wie ich gerade sitze wirke ich nicht störend auf sie. Es gibt keinen Grund, sich frontal gegenüber zu sitzen. Sie kann unbeschwert an mir vorbei in den Sonnenuntergang gucken, der nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird. Ich will, dass es ihr gut geht. Ich will, dass sie sich mit mir wohl fühlt. Und irgendwie ist es angenehm zu wissen, dass man sich nicht die ganze Zeit gegenübersitzen muss und tief in die Augen schauen muss um zu signalisieren, dass man sich mag. So wie wir gerade hier sitzen ist es genau richtig. Wir sind beide für uns. Aber trotzdem zusammen. Ich schaue abwechselnd nach links in den Sonnenuntergang, dann wieder geradeaus Richtung Pool, wo ich Lin heute Mittag im Wasser geärgert habe und dann wieder nach rechts, um sie dabei zu beobachten, wie sie friedlich in den Sonnenuntergang schaut. Wir unterhalten uns weiter. Ungezwungen. Beiläufig. Wechseln leichte Worte. Irgendwie scheinen wir uns signalisieren zu wollen, dass der andere da ist. Keiner muss den anderen mehr von irgendwas überzeugen. Ich spüre Vertrautheit, Nähe und Wärme. Wir sind uns sympathisch genug, um einfach nur hier zu sitzen. Keine Erklärungen. Lediglich Austausch von Erlebnissen. Von Erfahrungen. Aber alles kein Muss. Alles einfach nur, um die Stimmen der Vögel, welche nun mit dem Untergehen der Sonne in ihren abendlichen Singsang entfallen, mit ein paar menschlichen Stimmen anzureichern. Genau diesen Moment habe ich mir vor sechs Monaten erträumt. Wie schön es wäre, mit jemandem wie ihr auf einer Insel irgendwo in Indonesien in der Abendsonne an einem ruhigen Ort Weißwein zu trinken und zu wissen und zu spüren, dass sich das alles genau richtig anfühlt. Hier kriegt mich jetzt nichts weg. Ich bin froh darüber zu spüren, dass meine Sinne in ausreichendem Maße funktionieren um zu erkennen, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin. Ich wollte Ruhe. Und finde sie. Ich komme runter. Komme an. Bei mir selbst. Man überweise mir jetzt per Sofortüberweisung zwei Mio. US-Dollar. Für heute Abend bleibe ich auf jeden Fall noch hier. Mir ist im positiven Sinne wieder alles egal. Ich habe alles erreicht. Ich schaue nach rechts zu Lin und spüre, dass sie sich wohlfühlt. Ich muss nichts mehr machen. Nur einfach da sein. Ich darf einfach hier auf dem Geländer sitzen, gedankenleer durch die Gegend schauen und spüren, dass das genau richtig ist. Nichts, dass auch nur im entferntesten Sinne nach irgendeiner verrückten übertriebenen aufmerksamkeitserregenden Aktion schreit. Kein Entertainment. Nur Lin, ich, eine sich leerende Weißweinflasche und meine angebrochene Schachtel Zigaretten. Lin hat sich eine meiner Zigaretten genommen und raucht ziemlich lässig vor sich hin. Eigentlich sind rauchende Frauen ein absolutes No-Go. Aber Lin raucht nicht wirklich, sondern nur, weil wir gerade hier sitzen. Das macht die Raucherei dann natürlich im Gegenteil wieder extrem attraktiv. Lin würde sich niemals Zigaretten kaufen. Dieses „Ich will den Moment mit dir teilen“, dieses „Ich will probieren, was du gut findest“ – es lässt meine Achtsamkeit und meine Hingabe für sie auf ein neues Level steigen.

Es ist mittlerweile ziemlich dunkel geworden.

„Ist dir kalt?“, frage ich Lin.

„Ein bisschen.“

„Wir können reingehen oder soll ich dich zum Hotel bringen“?

„Nein, ich bleibe hier“.


Any thoughts on this can be sent privately to send@realthoughts.me or publicly via the comment function below

Martin

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *